Cankuna Campers – Teil 1

Aus dem Feuerin die Freiheit

Auf den folgenden Seiten feiern wir mit dem Schwarz Magazin eine Premiere. Wir begleiten Lara und Julian auf ihren Reisen und berichten über ihre Erlebnisse, über die Höhen und Tiefen, die mit dem Ziel das größtmögliche Gefühl von Unabhängigkeit und Freiheit zu erlangen, mit einhergehen. Wir starten unsere erste Print-Doku.

Vorerst jedoch einige Schritte zurück. Wer sind Lara und Julian?

Lara ist Illustratorin, Künstlerin, Handwerkerin. Sie geht das an, was gerade nötig ist. Fürs Herz und für die Notwendigkeit. Die Kunst liegt darin, ausgewogene Herangehensweisen zu formen, den kleinstmöglichen Kompromiss zu finden. Das ist nicht nur bemerkenswert, sondern unabdinglich für ihre Vorhaben.

Julian, ein regelrechter Alleskönner. Er konzipiert, baut und plant sich durch die Projekte. Seine Leidenschaften sind das Arbeiten und Gestalten mit Holz, sowie erneuerbare Energiesysteme, um ein autarkes Leben mit Respekt vor der Natur zu ermöglichen. Ein Autodidakt wie es im Buche steht. Wie auch bei Lara, ist der Motor für sein Schaffen immer wieder das Interesse und die Notwendigkeit.

Das Paar hat berufliche Ausbildungen, natürlich. Sie könnten einen Alltag meistern, wie es viele tun. Doch sie haben einen gemeinsamen Traum und surfen in ein Leben hinein, in dem Abenteuer und skurrile Geschichten sich zwangsläufig die Hand geben. Ihre Charaktere und Fähigkeiten ergänzen sich zu einer konsequenten Einheit. Beide reden nicht nur, sie setzen um. Tatkraft, Ausdauer, Mut und viel Geschick sind nötig, um ein Projekt wie Cankuna Campers zu bewältigen.

Ein dramatischer Wendepunkt in Laras und Julians Leben war ein Hausbrand, nur wenige Jahre zurückliegend. Die beiden haben alles verloren. Jeden Besitz, jede physische Erinnerung. Reisetagebücher, Bilder aus dem Atelier, Festplatten, alles zerstört. Nur durch Glück wurde niemand verletzt. Ein Notizbuch und einzelne Fotos konnten noch durch ein Fenster geworfen werden, sonst wurde alles durch die Flammen vernichtet

So schlimm diese Erfahrung auch war, sie öffnet den beiden die Augen und bestätigt zudem ihre Lebensphilosophie und die Einstellung zum Materiellen, zum Geld. „Das ist alles so scheissegal. Alles ist ersetzbar.“ Lara bringt es damit kurz und entschlossen auf den Punkt.

Aus diesem Schicksalsschlag heraus sehen Lara und Julian eine Chance. Jahrelang daran festhalten und trauern bringt nichts. Nach einer Phase in der insbesondere Lara alles in Frage stellt, besinnen sich die beiden den Kopf hochzunehmen und neu zu starten.

„Dieses Ereignis hat uns vor Augen geführt, dass wir uns mit dem „normalen“ gesellschaftlichen Leben nicht mehr arrangieren können. Es war an der Zeit, so zu leben, wie wir immer leben wollten, anstatt im Hamsterrad denselben Tag immer und immer wieder zu erleben.“

Der Entschluss steht, in einen Bus zu ziehen.

Die beiden schmeißen ihr Erspartes zusammen, verkaufen schweren Herzens ihre T3-Busse und legen sich einen alten amerikanischen Schulbus zu. Der Startschuss für das Projekt „Cankuna Campers“.

Der Umbau des Busses entpuppt sich schnell als Mammut-Projekt. Die beiden haben jedoch genaue Vorstellungen, scheuen die viele Arbeit nicht und packen an. Irgendwie finden sie immer jemanden, der etwas Ähnliches bereits gemacht hat. Sie schauen ab, lassen sich gerne helfen. Und lernen vor allem immer wieder dazu.

Was sich auch als ein wichtiger Baustein zur Finanzierung des Lebensunterhalts auf Reisen entwickelt. Lara und Julian haben es sich zur Aufgabe gemacht, Busse und Vans auszubauen, um auch anderen Abenteurern und Menschen, die nach einer Alternative suchen, die Möglichkeit zu bieten ihren Traum zu verwirklichen. Dabei ist es ihnen sehr wichtig, die Ausbauten so nachhaltig wie möglich zu gestalten.

Der Kreis schließt sich. Ob Komplettausbau oder Solar-Projekte. Lara und Julian haben sich ein fundiertes Fachwissen angeeignet. Zwangsläufig.

Die Winter in Deutschland sind lang und grau. Es zieht die beiden grundsätzlich in sonnigere Gegenden. Zur Zeit setzten sie noch einige Projekte an ihrem Standort in Deutschland um. Sie können es jedoch kaum erwarten wieder auf die Reise zu gehen, Leute kennenzulernen, Geheimtipps abzustauben, etwas zu erleben. Lange wird es nicht mehr dauern. Vermutlich schon im März wird der Motor angeworfen. Vorerst wird der Weg sie nach Großbritannien führen, auch wenn es von der Wetterseite her keine Verbesserung wird, sind sie erstmal unterwegs. Darum geht es. Der langfristige Plan ist es dann, den Bus nach Australien zu verschiffen. Dort haben sie schon mal ein Jahr verbracht. Das war eine gute Zeit, mit der alles verglichen wird. Auf jeden Fall müssen Lara und Julian noch einmal dorthin. Und wenn es nur darum geht festzustellen, ob es sich lediglich um eine romantische Erinnerung oder Vorstellung aus der Vergangenheit handelt.

Lara startete ziemlich genau vor einem Jahr zusätzlich ihre Selbstständigkeit als Illustratorin.

Auch wenn sie vorher schon an Ausstellungen teilgenommen und Auftragsarbeiten angenommen hat, ist es ihr wichtig den Schritt nun auch fest zu machen. Und der Start läuft bombastisch. Sie bekommt aus vielen Richtungen Aufträge und muss sich doch verkleinern. Schließlich muss ihr Atelier in den Bus passen. Eine neue Herausforderung, für die es natürlich auch schon Pläne gibt. Sie möchte Märkte und Festivals mit dem Bus ansteuern und Outdoor-Galerien inszenieren. Kunst, Kaffee und Klönen, sie möchte mit anderen Künstlern ins Gespräch kommen. Das passt zu ihren Reiseplänen und lässt sich gut verbinden. 

Lara und Julian möchten ihr Leben leben. Gerne lassen sie auch in einer Art Dokumentation Interessierte daran teilhaben. Und die gibt es zur Genüge. Ob auf ihrem Blog oder in den sozialen Medien sind sie präsent und ihnen ist bewusst, dass sie mit dem Thema “Bus-Umbau” auch einen populären Trend bedienen. Jedoch wissen sie auch, bis zu welchem Punkt der Hype gehen darf. Es gibt in dieser Richtung Möglichkeiten, für die es allerdings Zeit und Muße braucht. Irgendwann, alles kann wachsen.

Ziel ist es einen Ort, eine Gemeinschaft, eine Arbeit zu finden, von der es kein Urlaub vom Leben braucht.

Lara und Julian haben es geschafft aus einer Krise etwas Positives zu ziehen. Und es endet sogar in einer Art Befreiung. Sie haben den Fokus neu gesetzt und lassen sich überraschen was noch so kommt.

Die Leser des Schwarz Magazins können an den Reisen und den Arbeiten teilhaben. Die beiden Abenteurer geben uns immer wieder einen Zwischenstand, wie auch immer dieser aussehen mag. Wir sind selber gespannt. In jeder kommenden Ausgabe werden wir darüber berichten. Lara und Julian haben nun einen festen Platz in unserem Magazin. 

www.cankuna-campers.de
www.instagram.com/cankunacampers
www.lara-margo-artwork.com

Bilder in diesem Artikel:
© Martina Engert für das Schwarz Magazin